Mobilität über Weihnachten 2020
Ende 2020 war eine ereignisreiche Zeit aus Mobilitätssicht: Auf den Lockdown “light” im November folgte der harte Lockdown im Dezember. Gleichzeitig haben die Feiertage das Bewegungsverhalten massiv beeinflusst - aber auch so wie in vorherigen Jahren?
In diesem Report untersuchen wir die Mobilität zum Jahresende, vergleichen sie mit dem Lockdown im Frühjahr, und beleuchten Besonderheiten wie Ausflugstourismus oder Langdistanz-Reisen.
Gesamtmobilität
Zunächst eine Einordnung der Mobilität im Gesamtjahr. Man sieht: die Lockdowns Ende 2020 haben zu einem starken Einbruch der Mobilität geführt. Tatsächlich ist die Gesamtmobilität zum Jahresende auf einem ähnlichen Niveau wie zum Höhepunkt der ersten Lockdowns im Frühjahr, etwa -40% unter dem Jahresdurchschnitt, gemessen an der Gesamtzahl an erfassten Bewegungen.
Allerdings erkennt man durch den Vergleich mit 2019, dass ein Großteil des Mobilitätseinbruchs Ende 2020 mit den Feiertagen zusammenhängt. Der starke Mobiltätseinbruch setzt sich also zusammen aus den Effekten des Lockdowns, gepaart mit der auch sonst geringeren Mobilität rund um Weihnachten.
Wenn man nur das Ende des Jahres betrachtet erkennen wir folgende Zusammenhänge: Nach dem Lockdown light am 2. November sinkt die Mobilität um ca. 20 Millionen Bewegungen, oder auf etwa -10% unter das Niveau des Vorjahrs.
Kurz danach nimmt die Mobilität wieder ab, und liegt rund um den Lockdown am 16. Dezember bei etwa -21% unter dem Vorjahr. Dieses Verhältnis wird in etwa beibehalten, und am Jahresende liegt die Mobilität etwa -18% unter dem Vorjahr.
Man kann also sagen dass die Reduktion der Gesamtmobilität, die Ende 2020 um etwa -40% unter dem Jahrsdurchschnitt 2019 liegt, etwa zur Hälfte durch den Lockdown verursacht wird, und zur Hälfte durch den Einfluss der Ferienzeit.
Mobilität rund um die Feiertage
Zusätzlich wollen wir noch den Dezember 2020 und Weihnachten mit der tagesweisen Mobilität näher beleuchten.
Klar sichtbar ist der Effekt des harten Lockdowns am 16.12.2020, der direkt zu einem Einbruch der Mobilität führt. Interessant ist der unterschiedliche Effekt auf Wochentage: Während durch den Lockdown die Mobilität unter der Woche deutlich abnimmt, ändert sich die Mobilität an Samstagen und Sonntagen wenig.
An Weihnachten ist die Mobilität nochmals geringer, auch verglichen mit dem Vorjahr. Die Mobilität folgendermaßen unter der des Vorjahres:
- 24.12.: -11%
- 25.12.: -14%
- 26.12.: -19%
Langdistanz-Reisen
Neben der Gesamtmobilität haben wir auch untersucht, wie sich das Langdistanz-Reiseverhalten in den Lockdowns verändert hat. Schließlich ist es ein Ziel vieler Maßnahmen genau diese Art der Mobilität zu verringern - mit Erfolg?
Um dies zu testen messen wir alle Bewegungen über eine Entfernung von mehr als 100 Kilometern. Die folgende Grafik zeigt den Vergleich zwischen 2020 und 2019.
Im Vergleich zu 2019 beobachten wir 2020 einige interessante Änderungen:
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Wenig Reiseverkehr nach Feiertagen: Nach den Feiertagen am 3.Oktober (Tag der deutschen Einheit) und dem 1.November (Allerheiligen) konnte man 2019 eine erhöhte Reisemobilität beobachten. Deutlich sind die beiden Spitzen an den folgenden Sonntagen zu erkennen. 2020 fehlen diese Ausschläge, was für einen reduzierten Reiseverkehr spricht.
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Weniger nicht-berufsbedingtes Reiseaufkommen (Reisen an Sonntagen): Im Jahr 2019 erkennt man immer Freitags und Sonntags ein erhöhtes Reiseaufkommen (die “Doppelspitze” in der Kurve). 2020 gibt es diese beiden Ausschläge auch, aber ab dem Lockdown light am 2.11. fehlt der Sonntags-Peak fast komplett. Dies deutet daraufhin dass es weiter berufsbedingte Fernreisen gibt (an Freitagen), aber weniger sonstige, freizeitbedingte Fernreisen (an Sonntage).
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Wenig Reiseverkehr um Weihnachten: 2019 gibt es deutlich mehr Langdistanz-Reisen rund um die Weihnachtsfeiertage, und zwischen Weihnachten und Neujahr. 2020 fehlt dies: Die Fernreisen bleiben auf dem Niveau der Vorwochen, und eher darunter. Das spricht dafür dass die Bevölkerung ihr Reiseverhalten deutlich eingeschränkt hat und stark auf sonst übliche Reisen verzichtet hat.
Ausflugstourismus
Eine besondere Form der Mobilität die wir 2020 beobachten ist eine verstärkte Mobilität in klassischen Tourismus-Zielen. Bereits im Sommer und Herbst gab es dort verstärkte Mobilität, die wohl mit dem höheren innerdeutschen Tourismus zusammenhängt (wie im vorherigen Report gezeigt).
Zwischen Weihnachten und Neujahr 2021 gab es zahlreiche Berichte über hohe Aktivität in Ausflugsgebieten. Und tatsächlich erkennen wir in den Bewegungsdaten eine deutliche erhöhte Reise-Mobilität in Landkreisen die viele Tagestouristen verzeichnen, wie Vorpommern-Rügen, Harz, und Garmisch-Partenkirchen. Dazu messen wir die Bewegungen zwischen Landkreisen.
Wir werden die Mobilität auch im neuen Jahr 2021 beobachten und weitere Reports veröffentlichen. Bis dahin kann man weiter die aktuelle Mobilität in unserem Mobility Monitor verfolgen.